Biodanza

Rolando Toro,

der Begründer von Biodanza, ist am Faschingsdienstag, den 16.02.2010 an einem Herzstillstand verstorben.

Wir gedenken  seiner in tiefer Dankbarkeit für sein Lebenswek. Wann immer wir tanzen, wird er bei uns sein.

Er wurde am 19. April 1924 in Concepción (Chile) geboren. Als Professor für Psychologie lehrte er an der Universität von Santiago de Chile. Als Dozent forschte er nach Möglichkeiten die Bewusstseinszustände zu erweitern. Er wurde zum Ehrenprofessor der Offenen Interamerikanischen Universität in Buenos Aires (Argentinien) ernannt. Rolando zeichnete, schrieb Gedichte und veröffentlichte mehrere Bücher mit Gedichten und Texten über Biodanza und Psychotherapie. Nach mehreren Jahren in Argentinien, Brasilien und Italien lebte er seit 1989 in Santiago de Chile. Dort leitete er die International Biocentric Foundation.

 

Mittlerweile hat sich Biodanza auf der ganzen Welt ausgebreitet. Mit Teams aus verschiedenen Ländern wird Biodanza unter seiner Leitung laufend weiter entwickelt. Dabei werden Übungen erweitert bzw. neu aufgenommen, neue Musikstücke aus der ganzen Welt getestet und approbiert. Die Auswirkungen auf Körper und Psyche wissenschaftlich untersucht und in Publikationen veröffentlicht.

Biodanza hat weltweit Anerkennung gefunden und wird inzwischen erfolgreich in Europa, Südafrika, Japan und Brasilien unterrichtet.

Jedem Menschen, egal wie jung oder alt, Zugang zu Zärtlichkeit zu verschaffen, wäre laut Rolando Toro die einzig sinnvolle Revolution.

Eros, die Liebe zu allem Lebendigen ist die Grundlage des Lebens. Rolando Toro wies nach , dass Liebe biologischen Degenerationsprozessen entgegenwirkt. Zärtlichkeit ist heilsam: sie senkt Anspannungen, lindert Schmerzen, fördert Heilprozesse, regt den Stoffwechsel an, erhöht das Selbstwertgefühl und weckt neuen Lebensmut. In Biodanza sind menschliche Begegnung und Zärtlichkeit Wege der Transformation und Heilung. Sie erwecken die Poesie des Lebens in uns. 

Biodanza

Atmen. Bewegen. Entdecken. Entspannen. Tanzen. Regenerieren – Biodanza ist mehr als therapeutischer Tanz! Seit Jahrtausenden tanzen die Menschen und der Tanz in seiner ursprünglichen, schöpferischen Kraft ist unser Schlüssel für Gesundheit und Glücklichsein. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen: Tanz und besonders Biodanza baut Stress ab, wirkt sich positiv auf unsere psychische Verfassung und unseren Körper aus und fördert die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Abgeleitet von „bios“ (Leben) und „danza“ (Bewegung mit Sinn / Tanz) lässt uns Biodanza den ureigenen „Tanz des Lebens“ verwirklichen.

Wie wirkt Biodanza?  

Das System Biodanza, ist ein wirksames Instrument zur Transformation des Menschen auf der Suche nach mehr Lebensqualität. Das Tanzen verändert die Einstellung zum Leben. Wir werden beziehungsfähiger, wir finden neue Wege uns selbst und anderen Menschen zu begegnen.

Biodanza fördert die menschlichen Potentiale durch Musik, Tanz und Situationen der Begegnung in der Gruppe.  Tänze und Übungen zu ausgewählter Musik regen zum Ausdruck der Gefühle an.

Biodanza wirkt regulierend und heilsam auf den gesamten menschlichen Organismus und die Existenz.  Auf organischer Ebene werden Spannungen aufgelöst und dadurch das neurovegetative Gleichgewicht harmonisiert, die Stimmung stabilisiert, das Selbstwertgefühl gefestigt und die Identität gestärkt.

Biodanza hat therapeutische Wirkungen auch auf existenzieller Ebene. Erlebnisse können unser Leben nachhaltig verändern und uns zu einem gesünderen Lebensstil veranlassen. 

Alle Menschen können Biodanza machen, von Kindern bis zu alten Menschen. 

Biodanza baut auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Biologie, Psychologie, Medizin, Neurologie, Physiologie, aber auch Anthropologie und Philosophie auf und bezieht sowohl Forschungsergebnisse der Psychoneuroimmunologie mit ein wie auch das Wissen aus der Geschichte des Tanzes oder den Mythen unserer Vorfahren. Das Ziel von Biodanza ist die Stärkung der menschlichen Identität. 

Identität in Biodanza

Unsere Identität entwickelt sich ausgehend von unserem genetischen Potential und wird auf fünf Ausdrukslinien ein Leben lang geformt.              

Diese Asdruckslinien sind:  

Vitalität,  die körperliche Verfassung und Widerstandskraft; 

Sexualität, das Fühlen von Sinnlichkeit und Lust;  

Affektivität, die Gefühle in Beziehungen und Begegnungen mit anderen Menschen; 

Kreativität, die natürliche Neugier und der Wunsch zur Veränderung und Gestaltung; und 

Transzendenz, die Verbundenheit mit der Natur und dem Universum

Die Entwicklung unserer Identität wird einerseits von unseren ersten Erlebnissen, den Urerlebnissen, die uns wesentlich bestimmen, aber auch von anderen Co-Faktoren günstig oder ungünstig beeinflusst. Idealer Weise verläuft die Entwicklung der Identität in Richtung einer Ganzwerdung des Individuums.

Diese Entwicklung verläuft aber nun nicht linear, sondern in Form eines Pulsieren zwischen zwei unterschiedlichen gesunden Seinszuständen, der Regression und dem erhöhten Bewusstsein von sich selbst. Regression ist ein Zustand von Entspannung und Auflösung der Individualität in einem größeren Ganzen, das geschieht z.B. in Trance oder im Schlaf. Regression hat eine für unseren Organismus heilende und regenerative Funktion. Im Wachzustand dagegen, in Aktivität, wenn wir unseren Körper in aller Intensität spüren, haben wir ein verstärktes Bewusstsein von uns selbst.   

Physiologische Grundlagen

Bewusstsein und Regression bilden die beiden Pole unseres Erlebens, deren Zusammenwirken für unsere Gesundheit unentbehrlich ist. Auf der Ebene unseres autonomen Nervensystems werden im Wachzustand die sympathischen Funktionen aktiviert: ein Vorbereiten des Körpers auf Flucht oder Kampf. Die Herzfrequenz ist erhöht, die Atmung kurz (Ausschüttung von Adrenalin), die Muskulatur durchblutet und aktiviert, die Drüsen-funktion herabgesetzt (trockener Mund) offene Pupillen, etc. Im Zustand von Regression dagegen werden komplementär vom parasympathischen System andere Organe stimuliert: erhöhte Drüsenfunktion (glänzende Augen) verstärkte Speichelabsonderung (Wasser im Mund), herabgesetzter Herzrhythmus, erhöhte Magen/Darmtätigkeit (Verdauung), erhöhte Blasentätigkeit, etc.  

Das Wechselspiel zwischen Identität und Regression erhält unsere Gesundheit. Zu Stress und psychosomatischen Erkrankungen kann es jedoch kommen, wenn wir uns einseitig belasten, wie es in unserer Leistungsgesellschaft oft der Fall ist. Biodanza unterstützt durch seine Struktur innerhalb einer Session die Autoregulationsmechanismen des Körpers und wirkt auf diese Weise präventiv und therapeutisch, nicht nur auf organischer, sondern auch auf psychischer Ebene.

 

Das Erleben im Hier und Jetzt (die Vivencia)

Einen Moment ganz intensiv zu erleben hinterlässt das Gefühl von Lebendigkeit, von Integration. Genau das spielt sich neurologisch und immunologisch in unserem Organismus ab, wenn wir so fühlen. Das limbisch-hypothalamische adaptive System, eine Region unseres Stammhirns, bestimmt unser emotionales, sexuelles und regressives Verhalten und reguliert zusammen mit den Organen das innerorganische Gleichgewicht. Es wird durch Biodanza aktiviert und wir spüren auf bewusster Ebene Harmonie und Wohlgefühl.


Zu welcher Musik wird getanzt?
Es wird Musik der verschiedensten Musikstile verwendet, wobei die emotionale Qualität eines Musikstückes im Vordergrund steht und der künstlerische Wert in den Hintergrund tritt. Die Musik stellt ein Hilfsmittel dar, um leichter in den Sinn eines Tanzes "einzudringen". Sie unterstützt den Tänzer, die Qualität dieses Tanzes zu spüren und auszudrücken. Dementsprechend sorgfältig wird die Musik gewählt.

Die Gruppe  

Ein wesentlicher Bestandteil von Biodanza ist die Gruppe. Sie bildet den geschützte Rahmen zum Ausdruck der eigenen Identität, dem Wagnis, sich zu zeigen im Klima von Akzeptanz und menschlicher Wärme. Erst in der Begegnung mit anderen nehmen wir uns wahr, der andere ist unser "Spiegel".